Unser Alltag in der Offenen Beziehung

Wir sind eine ganz normale Familie. Vater, Mutter, Kinder. Wobei – ganz so wie bei den meisten anderen ist es dann doch nicht. Wir leben in einer Offenen Beziehung. Das bedeutet für uns: Wir schlafen nicht nur gern miteinander, sondern wir haben auch gerne Sex mit anderen Menschen. Und wir gehen damit ganz offen um. Keine Geheimnisse, keine Lügen, nichts zu vertuschen. Doch die Theorie ist nur eine Seite der Medaille. Wie sieht das Leben in unserer Offenen Beziehung im Alltag aus?

Unsere Beziehung

Uns war Ehrlichkeit schon immer sehr wichtig. Wir sagen uns sehr offen was wir fühlen und wir reden beide sehr viel. Wir sitzen Streits nie aus, sondern wir diskutieren und diskutieren bis wir eine Lösung haben. Uns unsere Gefühle immer mitzuteilen, war uns schon immer besonders wichtig. Für uns ist das auch der absolute Grundstock für die offene Beziehung. Aber: Ich weiß, dass andere Menschen in offenen Beziehungen das anders machen und dass sie eben nicht alles voneinander wissen wollen. So wie wir es machen ist es eben unser Weg. Anders könnte ich es mir nicht vorstellen.

Was unser Umfeld weiß

Unsere Freunde wissen jeweils soviel wie sie wissen wollen. Wir drängen das niemandem auf, aber wenn jemand nachfragt, erzählen wir es gerne. Manche Freunde sind sehr interessiert, andere interessiert es nicht so. Das ist ganz unterschiedlich. Unserer Familie haben wir es nicht aktiv gesagt, aber wir verschweigen es auch nicht. Wenn wir Dates haben und einen Babysitter brauchen, dann sagen wir, dass wir uns mit Freunden treffen. Was wir da genau machen, will unsere Familie sicher nicht wissen. Wären wir Singles würden wir unseren Eltern ja auch nicht haarklein darlegen mit wem wir schlafen.

Wenn wir jemand Neues kennenlernen

Wenn einer von uns jemanden kennenlernt, mit dem das Flirten Spaß macht oder der für ein Date in Frage kommt, dann erzählen wir uns das einfach. Genauso wie wir von Begegnungen auf der Arbeit, Aufgaben, die anstehen, Entdeckungen des Tages oder was auch immer erzählen, erzählen wir uns auch von neuen Flirts. Wenn es normal wird, wird es unspektakulärer.

Wenn wir uns mit jemandem für ein Date treffen

Bevor wir jeweils entscheiden, ob wir uns mit jemandem treffen wollen, besprechen wir uns. Wir sagen einander, was uns an dieser Person gefällt oder nicht, was die Vorbehalte sind und was wir uns vorstellen könnten. Bei manchen Dates geht das schnell zu besprechen. Bei manchen ist es schwieriger. Wenn wir uns zum ersten Mal mit jemandem treffen, dann nur zum Reden und Kennenlernen. So haben wir das vereinbart. So können wir beide unsere Meinung zu dieser bestimmten Person sagen und in gewisser Weise auch gemeinsam entscheiden.

Wenn ein Sex-Date ansteht

Wir haben Kinder und deshalb müssen wir Dates schon immer terminlich etwas abstimmen. Wir reden also über das wann und auch das wie lange. Eine feste Regel gibt es dafür nicht. Wir machen das immer wieder neu aus und stimmen auch ab wo wir uns mit jemandem treffen. Wenn ich irgendwo bin, hat mein Mann immer eine Standortfreigabe übers Handy. Keine Ahnung, ob das überempfindlich ist, aber wenn ich jemanden noch nicht so gut kenne und zum ersten Mal bei ihm bin, dann ist es mir einfach lieber (und ihm auch), wenn er weiß wo ich bin. Ich schreibe auch bei Bedarf zwischendurch Nachrichten. Je nachdem wie es passt. Wenn wir nach dem Date nach Hause fahren, telefonieren wir eigentlich immer. Das sind aus meiner Sicht die schwierigsten Momente. Vor allem wenn nur einer von uns ein Date hatte und der andere zu Hause ist, war, dann ist das Setting für beide so unterschiedlich, dass es schwer ist die richtigen Worte zu finden.

Und das nach Hause kommen?

Auf dem Heimweg schon telefonieren wir und versuchen beim ersten Zusammentreffen gnädig zu sein. Das ist emotional eine herausfordernde Situation und beide sind angehalten nicht alles auf die Goldwaage zu legen. Wir freuen uns miteinander. Wir erzählen uns was war und wie wir es erlebt haben. Manchmal schlafen wir miteinander.

Und das restliche Leben?

Ist einfach wie überall sonst auch. 😀 Wir streiten uns, wir vertragen uns und wir geben unser Bestes. Und manchmal scheitern wir und bisher sind wir immer wieder aufgestanden. Die offene Beziehung hat unseren Horizont erweitert und so komisch wie es klingt: Sie hat uns verdeutlicht, dass es Wichtigeres gibt als mit wem man schläft.

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