Ganz viele Menschen tun es, aber kaum jemand gibt es offen zu: Beim Sex an jemand anderen denken. Für die einen ist es eine nette Abwechslung für andere ein absolutes No Go. Aber was steckt eigentlich dahinter? Was stört uns daran, wenn unser Partner beim Sex an jemand anderen denkt und warum tun wir selbst es trotzdem?
Woran ich beim Sex denke
Den Kopf komplett auszuschalten, klingt natürlich ganz wunderbar. Aber meistens funktioniert das für mich irgendwie nicht. Genau wie beim Masturbieren denk ich auch beim Sex möglichst an mich selbst und an den Menschen mit dem ich grade zusammen bin. Ich denk drüber nach was ich als nächstes machen könnte, ich denk daran wie sich grade welches meiner Körperteile anfühlt und ich denke oft daran wie ich es nun als nächstes schaffen kann, meinem Partner ein wohliges Seufzen oder mehr zu entlocken.
Natürlicherweise ist es so, dass ich darüber recht wenig nachdenken muss, wenn ich mit meinem Mann zusammen bin. Wir haben schon tausende Male miteinander geschlafen. Wir brauchen nicht mehr darüber nachzudenken was der Andere mögen könnte und was er möglicherweise als nächstes will. Das sind höchstens kurze Gedankenblitze. Aber sehr zeitintensiv sind diese Gedanken nicht – logischerweise. In meinem Kopf ist also viel Platz zum Gedanken schweifen lassen. Also denk ich beim Sex mit meinem Mann natürlich an ihn und uns und wie sehr ich es mag wie entspannt das zwischen uns ist. Außerdem denk ich an mich und fühl ganz intensiv in mich rein. Ich spüre genau nach wie sich was in meinem Körper anfühlt. Mit meinem Mann kann ich einfach total egoistisch auch einfordern was ich will. Und dazu ist es wichtig tatsächlich in sich zu spüren. Und dann, wenn all diese Gedanken gedacht sind, dann liebe ich es ganz aktiv auch an andere Menschen zu denken.
Warum ich beim Sex auch an Andere denke
Zum Einen ist das natürlich wie ein Porno. Mich macht es an, Andere beim Sex zu sehen – im Club und auf dem Bildschirm. Warum sollte es mir dann in meinem Kopf keine Erregung verschaffen? Während dem Sex denk ich also an Körperteile und Sexszenen, die mich besonders anmachen. Und neben diesem reinen Pornoaspekt denk ich auch an tatsächliche Sexsituationen, in denen ich involviert bin – real oder auch nur in meiner Fantasie. Wenn mich ein Dreier nicht erregen würde, wäre es komisch. Ja. Die Erinnerung an Dreier, die wir hatten, macht mich an. Mich erregt auch die Erinnerung an Sex mit Anderen. Ich denk zum Beispiel gerne an dieses eine Mal, als ich einem Mann, den ich getroffen habe, auf der Parkbank einen Handjob gegeben habe. Die Erinnerung daran lässt mich schmunzeln. Und vor allem die Erinnerung daran wie sehr ich ihn in der Hand hatte und wie ich einfach die komplette Kontrolle über seine Geilheit hatte, turnt mich extrem an. Die Erinnerung daran wie er so unfassbar heiß auf mich war und er überhaupt nicht widerstehen konnte: Ja, ich gebe zu. Das find ich super.
Gedanken teilen
Seitdem ich mir klargemacht habe, dass es eigentlich gar nicht schlimm ist, auch an Andere zu denken, find ich es auch gar nicht schlimm, wenn es mein Mann macht. Es kommt ja immer auf die Beweggründe an. Ich finde es total schön, einander von den Gedanken zu erzählen. Gemeinsam die gleichen Gedanken zu teilen, sich vielleicht gemeinsam Fantasien weiterspinnen oder zusammen in Erinnerungen schwelgen: Das mag ich.
Beim Sex an jemand anderen denken um den Orgasmus rauszuzögern
Für uns Frauen ist das vielleicht weniger relevant. Für die Männer scheinbar schon. Das hat mal eine Twitterumfrage von mir ergeben. Immerhin fast jeder 10. Teilnehmer (Frauen und Männer zusammen) haben zugegeben an jemand anderen zu denken um den Orgasmus rauszuzögern. Also an jemand, den sie unattraktiv finden oder an jemanden in einer Situation, die absolut nicht erregend für sie ist. Auch an “Holz” sollen manche Männer denken, weil das den Orgasmus möglicherweise herauszögert.
No go: Fremdgehen in Gedanken
Vielleicht sind da die Grenzen fließend und vielleicht sagt auch der eine oder andere ich würde es schönreden, wenn ich es so darstelle wie oben. Ich weiß, dass viele Menschen Gedanken an Andere beim Sex mit dem Partner für Fremdgehen halten. Ich nicht pauschal. Gedanken wie die oben beschriebenen stören mich auch beim meinem Partner nicht. ABER: Wenn er sich dabei vorstellen würde, ich wäre jemand Anderes, da hört für mich der Spaß auf. Das eine oder andere Mal hatte ich mit jemandem in der Doggy-Stellung davor Angst. Ich fühl mich verbundener, wenn mein Sexpartner mir in die Augen schaut und ganz bei mir ist. Wenn er wegschaut oder die Verbindung beim Sex von hinten abbricht, dann hab ich schnell das Gefühl er würde sich grade eine Andere vorstellen. Dann werd ich eifersüchtig. Und das ist echt kontraproduktiv. Dieses Gefühl hasse ich. Ich weiß, dass das in mir liegt. Ich bin einfach zu unsicher und hab schnell das Gefühl nicht “genug” zu sein. Egal ob es gerechtfertigt ist oder nicht.
Fantasien zulassen und teilen
Ich will natürlich niemandem seine Gedanken verbieten. Aber wissen wollen tu ich es. Und dann findet sich ja für alles eine Lösung. Selbst wenn er mir sagt, dass er sich dabei vorstellt ich sei jemand anderes. Auch das kann man sicher irgendwie einbauen. Allein über diese Dinge zu reden, bringt mich meinem Gegenüber so unfassbar viel näher. Ich weiß mit wem mein Mann in Gedanken manchmal Sex hat. Das zu teilen, seine Fantasien anzunehmen, diese Fantasien zu nähren, auch wenn es immer Fantasien bleiben: Das bringt uns auch näher zusammen. Ich fände es ehrlich traurig, wenn er sich das alleine und heimlich vorstellen würde. Klar fühlt sich das erstmal komisch an. Aber diese verklärte Vorstellung uns würde ein Leben lang nur eine Person sexuell anturnen und kein anderer Mensch wäre im Stande in uns erotische Gedanken zu entfachen, ist doch wirklich eine Illusion. Daher ist mein Credo: Zulassen und teilen. Denn Fantasien werden in meiner Welt noch schöner, wenn ich sie mit meinem Partner teile.